Die Berufsbildende Schule Ingelheim hatte am Freitag, den 26.04.2023 die Ehre, die Holocaustüberlebende Henriette Kretz bei sich begrüßen zu dürfen. Im Rahmen der Vortragsreihe „Fragt uns, wir sind die letzten…“, welche vom Bistum Mainz organisiert wird, besuchen Überlebende von Ghettos und Konzentrationslagern in Polen Schulen und kirchliche Einrichtungen und berichten den jungen Menschen von heute von einer Zeit in der deutschen und europäischen Geschichte, die niemals vergessen werden darf.
Als Zeitzeugin der Judenverfolgung in Europa berichtete Frau Kretz ihrem Publikum aus Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften in einem bewegenden Vortrag von ihrer frühen Kindheit in Polen und der heutigen Ukraine und teilte ihre persönliche Geschichte von Flucht, Verfolgung und Vernichtung von Juden und slawischen Völker in Osteuropa während des zweiten Weltkrieges.
Immer wieder spannte die heute im belgischen Antwerpen Lebende sehr eindrucksvoll den Bogen von den damaligen Geschehnissen zu aktuelleren Kriegs- und Vertreibungsereignissen in Europa, von den Ereignissen auf dem Balkan in den 90er Jahren bis zum heutigen Kriegsgeschehen in der Ukraine. So ermöglichte sie ihren Zuhörerinnen und Zuhörern auf sehr lebendige Art und Weise, das Leid der Opfer von Diktatur und Hass nachzuvollziehen und verdeutlichte, wie zerbrechlich Demokratie und Freiheit angesichts von Angst und Hetze sind. Ihre persönliche Botschaft des Respekts vor Menschen egal welchen Geschlechts, welcher Hautfarbe und Rasse war in jedem Teil ihres Vortrages spürbar.
Mit ihrer Antwort auf die Frage eines Schülers, ob sie den Menschen vergebe, die ihr und ihrer Familie so großes Unrecht angetan haben, beeindruckte die mittlerweile fast 90-Jährige ihr Publikum: "Hass ist immer schlecht. Hass hat noch nie etwas Gutes hervorgebracht, immer nur Schlechtes. Daher will ich nicht hassen. Ich habe mich dazu entschieden, nicht zu hassen."
Die BBS Ingelheim bedankt sich bei Frau Kretz sehr herzlich für ihren Besuch und dafür, dass sie uns an ihrer beeindruckenden Lebensgeschichte ein wenig hat teilhaben lassen.